Experimente zu verkürzter Arbeitszeit

Inmitten von Klima- und Gesundheitskrisen, Fachkräftemangel sowie Ängsten vor Globalisierung und Digitalisierung steht die Schweiz vor grossen Herausforderungen. Könnte weniger Arbeitszeit eine Antwort sein?

Klimakrise, soziale Ungleichheiten, Stress und Gesundheitsprobleme und die Diskrepanz zwischen dem Bedarf an qualifizierten Fachkräften und der Angst vor Arbeitsplatzverlust durch globale Trends wie Offshoring und Automatisierung: Unsere Gesellschaft nähert sich sozialen, ökologischen und ökonomischen Belastungsgrenzen, die nicht zuletzt ein Umdenken in der Rolle der Erwerbsarbeit erfordern.

Mögliche Lösungen wie Arbeitszeitverkürzung und Zeitwohlstand werden zunehmend diskutiert und Studien zeigen positive soziale und ökonomische Effekte. Es gibt Pionierunternehmen und Stimmen, die in der Arbeitszeitverkürzung einen zukunftsweisenden Lösungsansatz für aktuelle Herausforderungen sehen. Studien des Centre for Development and Environment (CDE) der Universität Bern und weiteren Forschungsgruppen haben gezeigt, dass eine Umstellung auf weniger Erwerbsarbeitszeit in Wohlstandsgesellschaften nicht nur das individuelle Wohlbefinden fördert, sondern auch dem Prinzip der Suffizienz entsprechen kann.

Suffizienz-orientierte Transformation

Effizienzsteigerung und der Einsatz erneuerbarer Energien allein reichen nicht aus, um die ökologischen Auswirkungen des Wirtschaftswachstums zu minimieren. Vielmehr bedarf es einer suffizienzorientierten Transformation, die den Gesamtressourcenverbrauch reduziert sowie gleichzeitig immaterielle Wohlstandskonzepte und soziale Gerechtigkeit fördert. Die Neubewertung der Erwerbsarbeit spielt dabei eine zentrale Rolle.

Wie sehen Szenarien einer reduzierten Arbeitszeit aus? Unter welchen Bedingungen führt eine Reduktion der Erwerbsarbeitszeit zu einem nachhaltigeren Lebensstil? Welche Auswirkungen hat eine solche Reduktion der Arbeitszeit auf das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden? Was bedeuten flexiblere Arbeitsmodelle für die betroffenen Betriebe? Welche ökonomischen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen gilt es zu beachten? Und wie verändert eine verkürzte Arbeitszeit unseren Arbeitsalltag, die Öffentlichkeit oder unser Privatleben?

Gemeinsam mit dem CDE und in Zusammenarbeit mit Schweizer Unternehmen, der Zivilgesellschaft und Institutionen entwickelt das Dezentrum wünschenswerte Szenarien für innovative und resiliente Arbeitszeitmodelle und führt ein iteratives Experiment durch.

Projektaktivitäten

  • Mit der Szenario-Technik werden Zukunftsvisionen entwickelt und abgeleitet davon Experimente durchgeführt, die KMUs adressieren, gesellschaftliche Interventionen (z.B. Beiträge zur öffentlichen Debatte) oder institutionelle Aspekte umfassen.
  • Wissenschaftliche Begleitung: Durch standardisierte Befragungen werden die entwickelten Szenarien hinsichtlich ihrer Erwünschtheit validiert.
  • Entwickeln eines Rahmenmodells über die Zusammenhänge zwischen Arbeitszeit-Wohlstand-Ressourcenverbrauch mit Hauptfokus auf makroökonomische Fragen und wechselseitigen Abhängigkeiten mit wichtigen gesellschaftlichen Systemen (z.B. Sozialversicherungen)

Dauer: August 2024 bis August 2026

Partner: Centre for Development and Environment (CDE) Universität Bern

Das Projekt wird ermöglicht durch die Stiftung Mercator Schweiz.

Mehr Infos zum Thema

Projektseite «Zeit als neuer Wohlstand» (CDE)

Jeannie Schneider
Jeannie Schneider

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