Mein persönlicher Weg in den Themenbereich der Digitalisierung und Dezentralisierung war anfänglich geprägt von einer kritischen Haltung. Als Person, die aus den Politikwissenschaften kommt, beschäftigen mich schon lange Fragen der Teilhabe, Zugänglichkeit und Chancengleichheit. Trotz meiner Skepsis stellte ich mit Freude fest, dass meine persönlichen Interessensfelder im Rahmen der Digitalisierung eine grosse Relevanz haben. Es faszinierte mich sehr, dass Diskussionen über Teilhabe und Community Building im Bereich der dezentralen Technologien stattfanden. Doch was bedeutet eigentlich Community Building?
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Community Building - Was bedeutet das eigentlich?
Es gibt viele neue technologische Ansätze, die darauf abzielen, unser Leben zu vereinfachen und strukturelle Probleme zu lösen. Aber wer gestaltet sie und vor allem: wer nutzt sie am Ende?
«In diesem Sinn geht es um eine Umverteilung der Teilhabe von einer homogenen und spezifisch interessierten Kohorte, zu einer diversen, resilienten Gemeinschaft.»
Für mich bedeutet Community Building, Personen in Projekte einzubeziehen, die vielleicht nicht die naheliegendste Zielgruppe sind und ihnen Handlungsmacht geben. Es bedeutet auch, dass Gemeinschaften bilden etwas ist, das wir gemeinsam tun. In diesem Sinn geht es um eine Umverteilung der Teilhabe von einer homogenen und spezifisch interessierten Kohorte, zu einer diversen, resilienten Gemeinschaft. Vielleicht ist ein Beispiel aus einem Projekt hilfreich, um zu zeigen, was ich damit meine:
Bei der digitalen Lokalwährung Leu verfolgen wir den Ansatz, Menschen in Zürich alle 10 Tage ein Zusatzeinkommen zukommen zu lassen und dadurch die lokale Wirtschaft zu stärken. Doch die Möglichkeit, dass Menschen Zugang zu Leu haben, entsteht nur dadurch, dass die Technologie dahinter auf Blockchain basiert. «Blockchain» ist ein Wort, das verschiedene Reaktionen auslöst – auch bei mir: Ein Projekt mit Blockchain Hintergrund klang erst einmal fremd. Fremd, da es ein Bereich mit eigener Sprache und Regeln ist, geprägt von einem technischen Umfeld. Allerdings wollte ich auch nicht weiter einen Bereich kritisieren und vor allem auch ignorieren, ohne diesen besser kennen gelernt zu haben.
Ich habe dann gemerkt, dass ich im Rahmen der Dezentralisierung einen Standpunkt entwickeln konnte, der stark geprägt ist von meinem akademischen Hintergrund und der Auseinandersetzung mit Teilhabe: Mehr Menschen, die nicht aus der Tech-Welt kommen, die Möglichkeit zu geben, dezentrale Lösungen zu nutzen. Oder anders: Übersetzungsarbeit zu leisten. Sodass Personen sich nicht zurückgewiesen fühlen aufgrund einer Sprache, welche die Nutzung von komplizierten Fachwörtern, visuelle Faktoren wie Farbe, Anordnung oder das fehlende Nutzen von barrierefreien Fonts beinhaltet. Sich zudem nicht von sozialisierter Eigenschaften abhalten lassen, an Veranstaltungen zu kommen und nicht meinen, sie müssen schon Expert:innen sein, um überhaupt teilzunehmen. Denn ein Zusatzeinkommen, wie Leu, sollte von allen Menschen genutzt werden, aber das passiert nicht ohne aktive Diversifizierungsarbeit.
Community Building heisst für mich Personen einzubeziehen, die sich vielleicht nicht schon im Themenbereich bewegen. Das besagt aber auch, dass Community Building in einem Projekt für mich schon viel früher anfängt als im direkten Gespräch mit potenziellen Community-Mitgliedern. Es braucht interdisziplinäre Ansätze im Projekt und die Herausforderung, das Projekt in einfacher Sprache zu erklären, so dass es für möglichst viele verständlich ist und bleibt. Denn Communities entstehen nicht einfach so. Es braucht einen aktiven Effort, um Zugänglichkeit und Zwischenmenschlichkeit zu etablieren.