Digitale Partizipation für die Genossenschaftsbanken der Raiffeisen

Digitale Technologien ermöglichen Partizipation, die über die Bratwurst am Quartierfest hinausgeht. Diesen Prozess haben wir bei der Raiffeisen angestossen und berichten hier darüber.

Wann waren Sie das letzte Mal am Bankschalter?

Die digitale Transformation verändert alltägliche Prozesse grundlegend. Vom Einkaufen, über Taxis bestellen und eben auch beim Bankgeschäft. Zwar werden durch die Digitalisierung klassische Dienstleistungen am Bankschalter immer weniger genutzt, aber gerade digitale Partizipation eröffnet für eine Genossenschaftsbank wie die Raiffeisen auch viel Potenzial. Der Frage «Wie kann die Raiffeisen ihre Partizipationsmöglichkeiten bis 2030 innovativ erneuern?» sind wir also im Auftrag der Bank nachgegangen. Ein Zukunftsexperiment durchläuft im Dezentrum jeweils vier Schritte und verschiedene partizipative und flexible Methoden. Mit der Szenariotechnik haben wir über mehrere Monate verschiedene Stossrichtungen skizziert und anschliessend getestet. Das Fazit: Spekulation und Experimentieren ist auch für Banken ein interessanter Weg in die Zukunft!

Szenarien für die Zukunft

Wenn es um die digitale Transformation geht, gibt es keine Universallösung, um mit den Neuerungen umzugehen. Im Gegenteil: Oft ist es so, dass Tools, die von der Unternehmensleitung einfach einmal eingeführt werden, wenig genutzt werden. Die Digitalisierung entwickelt sich schnell, wenn man immer einfach nur reagiert, wird man nie eine innovative Position einnehmen. Unter diesen Vorbedingungen haben wir uns den Raiffeisen Genossenschaftsbanken angenommen. Als Genossenschaftsbank ist Partizipation in der DNA der Organisation.

Zuerst einmal haben wir uns nach den Wünschen und Bedürfnissen von Filialleiter:innen, Kund:innen und Abteilungsleiter:innen erkundigt, durch Interviews und quantitative Umfragen. Wie oben erwähnt, müssen digitale Partizipationsmöglichkeiten durch die Wechselwirkung von Wünschen der Nutzer:innen und Visionen der Leiter:innen entstehen.



Mehr als eine Bratwurst

Auf dieser Grundlage haben wir mit der Szenariotechnik verschiedene Partizipationsstrukturen entwickelt, die auf zwei Achsen zu liegen kommen. Auf der einen gibt es die Bereitschaft seitens der Genossenschafter:innen zu partizipieren und auf der anderen ist die Innovationskraft, also wie weit entfernt die vorgeschlagene Neuerung von einem Status Quo ist. Die Szenarien knüpfen auch nicht nur an online Partizipation an, sondern bilden die verschiedenen Einflüsse der digitalen Partizipation ab. In einem Szenario geht es beispielsweise darum, wie die Bankfilialen umgenutzt werden, da das Schaltergeschäft zunehmend weniger relevant ist. Das Ziel ist es, Szenarien zu schaffen, in der auch verschiedene Zielgruppen angesprochen werden und unterschiedliche Levels an Mitbestimmung möglich sind.

Mit Experimenten in die Zukunft

Auf der Grundlage dieser Möglichkeiten wurde in einem Workshop mit der Raiffeisen weitere Handlungs- und Problemfelder eruiert, danach wurden diese mit Experimenten getestet. Experimente gehen von der Mitbestimmung beim Sponsoring lokaler Projekte oder vom stärkeren Exponieren der genossenschaftlichen Werte. Wichtig dabei ist, dass wenn es neue Partizipationsgefässe gibt, diese auch echte Teilhabe ermöglichen. Insgesamt wurden 21 Experimente in fünf Handlungsfeldern ausgearbeitet.

Grenzen und Gelerntes

In der Arbeit für die Raiffeisen haben wir verschiedene Akteur:innen und Methoden vereint. Wir haben qualitative Interviews geführt und spekulative Workshops abgehalten. Es ist oft schwierig, die Möglichkeiten von digitalen Transformationen im Blick zu haben, wenn man mit dem täglichen Geschäft von einem Unternehmen beschäftigt ist. Da ist die Szenariotechnik besonders vielversprechend, um mit verschiedenen Stakeholder:innen eine Vision zu kreieren und so einen Impuls zu schaffen, Veränderungen anzustossen. Aber diese Veränderungen brauchen Zeit und neue Partizipationsmöglichkeiten umzusetzen, benötigt Ressourcen und unter Umständen stossen sie grössere Strukturänderungen an.

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Jeannie Schneider
Jeannie Schneider