NFTs in der Kunstwelt – eine Diskursanalyse

Die interaktive Publikation «Proof of Culture» widmet sich dem Diskurs um NFTs im Kunstbereich. Sie bringt 14 Stimmen aus den Bereichen Kunst und Blockchain zusammen und ordnet diese ein. NFTs dienen an dieser Stelle beispielhaft den heftig geführten Diskussionen zur Beurteilung sogenannter «emerging technologies»: Neue Technologien, die versprechen, bestehende Verfahren wesentlich zu verbessern.

Zwischen Kunst und Spekulation

Im Wochentakt wechselt sich die Einordnung von NFTs ab: Mal sind sie disruptive Zukunftstechnologie, mal Investmentvehikel für Krypto-Anleger:innen. NFTs vereinen Akteur:innen unterschiedlicher Disziplinen und Hintergründe, von Digitalkunst über den klassischen Kunstmarkt bis zu Blockchain und Kryptokursen.

Unbestritten ist: NFTs polarisieren. Und zwar spätestens seit das Auktionshaus Christie’s im März 2021 ein NFT des amerikanischen Künstlers Beeple für 69 Millionen US-Dollar verkaufte.

Technisch gesehen ist ein NFT, ein Non-Fungible Token, ein Echtheitszertifikat, das auf einer Blockchain gespeichert ist und verkauft sowie gehandelt werden kann. Das NFT stellt meist einen digitalen Vermögenswert wie ein Bild, ein Video oder eine Audiodatei dar, kann aber auch den Besitz eines physischen Artefakts angeben, zum Beispiel eines Sneakers. Streng genommen meint der Begriff NFT nur das Echtheitszertifikat. Wenn wir in dieser Publikation aber den Begriff verwenden, meinen wir immer das Zertifikat mitsamt dem Vermögenswert. Ein paar Beispiele von Vermögenswerten, die mit einem NFT verknüpft sein könnten: Pixelcharaktere, ein Kleidungsstück, ein Meme, ein News-Artikel usw.

Eine Diskursanalyse

Für die Publikation «Proof of Culture» haben wir mit 14 Personen aus der Kunst- und Blockchain-Szene gesprochen, um den Diskurs über Potenzial und Gefahren von NFTs abzubilden. Elementar in der Technologiefolgenabschätzung ist nicht nur ein Verständnis der Technologie, sondern auch ein Verständnis des Umfelds, in dem die Technologie angesiedelt ist und wie dieses Umfeld durch menschliche Handlungen beeinflusst wird und werden kann.

Wir stellen das Untersuchungsfeld als Wechselwirkung zwischen Kunstschaffenden, Werk und Empfängern dar. Unter Empfängern verstehen wir das Laienpublikum, (etablierte) Kulturinstitutionen und Galerien. Unsere Forschungsfrage lautete: Wie verändern NFTs die Beziehungen zwischen Werk, Kunstschaffenden und Empfängern? Dieser Frage sind wir nachgegangen und die Ergebnisse haben wir immersiv und multimedial aufgearbeitet.

Die Publikation als Online-Abenteuer

Digitale Publikationen eröffnen im Vergleich zu gedruckten Veröffentlichungen neue Möglichkeiten. Um einen Diskurs abzubilden und verschiedene Diskussionsstränge und Spannungsfelder zu verknüpfen, bietet es sich an, mit einem 2-dimensionalen Raum zu arbeiten. Für die Publikation von «Proof of Culture» wählten wir WorkAdventure, eine Plattform, die mit der Datenschutz-Grundverordnung der EU (​​GDPR) konform ist.

Die Gamification der Inhalte ist aus einer Vermittlungsperspektive sowie auch konzeptuell spannend. Zum einen gewöhnen wir uns immer mehr daran, Inhalte interaktiv zu konsumieren. Der Ansatz, eine gesamte Studie in dieser Form statt als Fliesstext darzustellen, ist eine experimentelle Form der Wissenschaftskommunikation und der Versuch, andere Zielgruppen zu erreichen. Zum anderen ist die Gaming- und Pixel-Ästhetik konzeptuell nahe mit der NFT-Kultur. Die CryptoPunks, einer der nach wie vor erfolgreichsten NFT-Drops, sieht dem Avatar von WorkAdventure sehr ähnlich. Damit können sich die Besucher:innen der Ästhetik auch durch das Medium annähern.

Die Publikation ist eine Einladung zum interaktiven Entdeckungsspaziergang!. Mit einem eigens kreierten Pixel-Avatar können sich die Besuche:innen frei im Raum bewegen und in beliebiger Reihenfolge erkunden, was sie interessiert. Wer möchte, kann der Plattform Zugriff auf Kamera und Mikrofon gewähren, um sich mit anderen Personen auszutauschen.

Die Publikation ist auch wie gewohnt als PDF verfügbar.

Zur interaktiven Publikation

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Jeannie Schneider
Jeannie Schneider